
Innehalten
Eine Anstiftung zur Entschleunigung
erschienen bei J.Kamphausen 2013, 19,95 Euro
Thema des Buches
Das Innehalten hat viele Facetten, daher beleuchtet das geplante Buch das Thema von verschiedenen Seiten. Zu Beginn erscheint das Innehalten vor allem als ein Mittel, um unser rasantes Leben mehr in Balance zu bringen und uns zu einer offenen Wahrnehmung zu führen. Doch neben der so notwendigen Entschleunigung zeigt sich, dass Innehalten auch ohne Verlangsamung sogar während einer Aktivität geschehen kann - mit entscheidenden Auswirkungen auf uns und die Aktivität. Dieser Aspekt wird vertieft durch einen Ausflug in die Alexander-Technik, in der Innehalten eine zentrale Rolle spielt. Doch Innehalten kann leicht als Unterdrücken missverstanden werden. Eine Methode wie Voice Dialogue kann uns davor bewahren und uns helfen den Unterschied zu verstehen.
Das Buch nähert sich dem vielschichtigen Thema „Innehalten“ auf drei Ebenen – der Ebene der Einblicke, der Ebene der Hauptkapitel und der Ebene der Ausblicke. Sie sind im Wechsel angeordnet und repräsentieren verschiedene Sichtweisen: In den Einblicken stelle ich die Sicht einiger Naturwissenschaftler vor – meist sind es Hirnforscher –, die sich in besonderer Weise mit den Themen Wahrnehmung, Präsenz, Meditation und individuelle Entwicklung auseinandergesetzt haben. Die Ausblicke zeigen den Menschen als spirituelles Wesen, der den Kontakt mit dem Urgrund des Seins sucht. Zwischen ihnen stehen die Hauptkapitel, die von beiden – sowohl von den Einblicken als auch von den Ausblicken – befruchtet sind.
Zusammen ergeben die genannten Bausteine ein Bild, das das Innehalten als eine grundlegende Fähigkeit und als essentielle Kraft zeigt. Es erweist sich als Tor zur Veränderung und zur Tiefe des Lebens. Indem wir die Kraft und Tiefe des Innehaltens begreifen und uns darin üben, wenden wir uns den uralten Menschheitsfragen zu, jedoch nicht in einem theoretischen Exkurs, sondern in einem unser Leben verändernden Übungsweg.
Intention des Buches
Das Buch möchte zeigen, dass das Innehalten, das nicht als Zögern oder reines Abwarten missverstanden wird, ein tiefer und kraftvoller Übungsweg ist, der uns und unser Leben verändern kann. Das „Innehalten“ ist ein vielschichtiges Phänomen, dem das Buch Schicht für Schicht nachgeht und zwar in einer Weise, die den Leser zum Experimentieren in diesen Schichten angeregt. Denn das Innehalten wird als Erfahrung – als etwas Erfahrbares – dargestellt.
Hier eine Übersicht der Schichten, die nicht unabhängig voneinander sind, sondern aufeinander aufbauen:
- Innehalten als Stoppen und Verlangsamen: Zeit zu sich zu kommen, bei sich zu sein.
- Innehalten als Wahrnehmen der Außenwelt: Wenn sich unsere übermäßige Zielorientierung löst, fangen wir an, die Welt um uns herum wahrzunehmen.
- Innehalten als Wahrnehmen unserer Innenwelt: Der rastlose Strom der Gedanken kann uns bewusst werden, der Beobachter erwacht.
- Innehalten während der Aktivität (ist nicht notwendiger Weise wie in 1. mit Verlangsamung verbunden):
Innehalten als eine bestimmte Einstellung im Handeln, die uns offen und frei macht und die Qualität des Handelns verändert (müheloses Handeln, Harmonie in der Bewegung, Flow) - Innehalten, um tief sitzende Gewohnheiten zu verändern: Alexander-Technik, Voice Dialogue.
- Innehalten als Tor zum Leben: Innehalten als Tor zum jetzigen Moment und zur Tiefe des Lebens.
Indem im Laufe des Buches die genannten Schichten durchschritten werden, zeigt sich das Phänomen „Innehalten“ nach und nach in seiner ganzen Tiefe. Der Leser kann wählen, welche dieser Aspekte er in sein Leben integrieren möchte. Insgesamt erweist sich das Innehalten als ein Weg der Wahrnehmung und des achtsamen Umgangs mit sich und dem Leben.
Das Buch stellt auch eine kurze Einführung in die Alexander-Technik und den Voice Dialogue dar, doch das Hauptanliegen ist, allen Leser – ob mit viel oder ganz ohne Erfahrung in diesen Methoden – das Innehalten in seinen unterschiedlichen Aspekten nahe zu bringen. Auch wer keine Erfahrung mit diesen Methoden hat, kann durch das
Kapitel 7 „Was wir von F.M. Alexander, dem Voice Dialogue und der Zen Tradition lernen können“ Anregungen zum Experimentieren in seinem Leben erhalten.
Kapitelübersicht
Kapitel 1: Der Weg von der Anstrengung zur Mühelosigkeit
- Wir sind im Denken und Handeln meist auf Tun und Anstrengung eingestellt. Treten Probleme auf, so strengen wir uns noch mehr an, um diese zu überwinden. Damit suchen wir die Lösung jedoch in der falschen Richtung.
- Die Betrachtung von Wunderkindern gibt uns Hinweise auf ungestörte Verhaltens- und Reaktionsweisen.
Kapitel 2: Hindernisse auf dem Weg
- Hindernisse auf dem Weg zur freien Entfaltung sind
- unsere Neigung sich bei auftretenden Schwierigkeiten anzustrengen und zu verkrampfen,
- unser Ich, das Leistungsdruck erzeugt und
- unsere einengenden Gewohnheiten.
Kapitel 3: Hilfe aus unerwarteter Richtung
- Das völlig mühelose, langsame und leise Üben hilft, den Teufelskreis der Anstrengung zu durchbrechen.
- Bewusstmachen der eigenen Reaktionsweise hilft, eine neue Einstellung gegenüber so genannten „schweren Stellen“ zu finden, und dadurch die gewohnte, angestrengte Weise zu reagieren aufzulösen.
Kapitel 4: Alexander-Technik: Grundlage der Koordination
- Die Alexander-Technik ist eine ganzheitliche Methode, die das Nicht-Tun in praktischer Weise durch geführte Bewegungen lehrt. Wir lernen dabei, natürliche reflexartige Vorgänge im Körper (die Weisheit der Evolution) nicht zu stören.
- Die uns verloren gegangene natürliche Koordination können wir mithilfe der Alexander-Technik durch Innehalten und eine bewussten Ausrichtung wieder zurückgewinnen.
Kapitel 5: Klavierspielen und Alexander-Technik
- Die Alexander-Technik fördert das Nicht-Tun am Musikinstrument – eine natürliche mühelose Weise zu spielen.
- Die verbesserte Gesamtkoordination lässt den Rücken zur tragende Säule des Klavierspiels werden. Statt angestrengter Fingeraktivität wird das Spielen zu einer Aktivität des gesamten Körpers, der lang, weit und durchlässig geworden ist.
Kapitel 6: Mentales Üben
- Mentales Üben ist eine natürliche Ergänzung des dargestellten Weges, der zum Nicht-Tun führt.
Kapitel 7: Freiheit vom Ich
- Der Zen-Weg konfrontiert uns auf sehr direkte Weise mit unseren Denkmustern, macht sie uns bewusst und hilft die herumeilenden Gedanken zu beruhigen.
- Nach dem Vorbild des Zen-Schülers im Bogenschießen lässt sich das Bild eines vom Zen-Weg beeinflussten Klavierspiels entwerfen, das von den störenden Einflüssen des Ich befreit ist.
Anhang: Natürliche Klaviertechnik
- Es wird ein kurzer Einblick in die Spielweisen und Unterrichtsmethoden von Claudio Arrau, Franz Liszt, Frédéric Chopin, Ludwig Deppe und Raymond Thiberge gegeben. Ihre Ansätze zeigen viele Gemeinsamkeiten untereinander und Ähnlichkeiten zu dem im Hauptteil vorgestellten Weg.